
Die weit verbreitete „O-bis-O“-Regel ist ein gefährlich unzureichender Ratgeber für die Reifensicherheit in Deutschland.
- Die Physik der Gummimischung und das lokale Mikroklima Ihrer Region sind entscheidender für den Grip als das Kalenderdatum.
- Ein für die Nordseeküste optimierter Reifen kann in den Alpen versagen, selbst wenn beide das Alpine-Symbol tragen.
Empfehlung: Analysieren Sie die Wetter-DNA Ihrer Heimatregion (z.B. Starkregen, Salzbelastung, Tiefschnee) und wählen Sie Reifen, deren Performance-Fenster exakt auf diese Bedingungen zugeschnitten ist.
Ein plötzlicher Wintereinbruch auf der A7 bei Kassel, Schneematsch auf der Küstenstraße bei Cuxhaven oder eisige Serpentinen im Allgäu – jeder deutsche Autofahrer kennt diese Momente, in denen das Fahrzeug plötzlich den Halt zu verlieren scheint. Die gängige Meinung besagt, dass mit Winterreifen von Oktober bis Ostern alles geregelt sei. Man prüft das Alpine-Symbol, achtet auf die Profiltiefe und fühlt sich sicher. Doch diese allgemeine Faustregel ist trügerisch und ignoriert eine entscheidende Variable: die einzigartige Wetter-DNA der verschiedenen Regionen Deutschlands.
Die landläufige Debatte dreht sich oft um Marken, Testergebnisse oder die Frage „Ganzjahresreifen oder nicht?“. Doch wenn ein Fahrzeug bei nur wenigen Zentimetern Neuschnee ins Rutschen gerät, obwohl es legal mit M+S-gekennzeichneten Reifen unterwegs ist, liegt das Problem tiefer. Es liegt in der Physik der Gummimischung und ihrer Reaktion auf spezifische Witterungsbedingungen, die von der Nordsee bis zu den Alpen dramatisch variieren. Die wahre Sicherheit liegt nicht im Befolgen einer Kalenderregel, sondern im Verständnis der Mikroklima-Anpassung Ihrer Reifen.
Doch was bedeutet das konkret? Wenn die eigentliche Sicherheit nicht von der Jahreszeit abhängt, sondern von der Geografie, wie wählt man dann den richtigen Reifen? Die Antwort liegt in einem Perspektivwechsel: weg von allgemeinen Empfehlungen, hin zu einer gezielten Analyse der lokalen Anforderungen. Dieser Artikel entschlüsselt, warum die Materialwissenschaft des Reifens und die regionalen Wetterphänomene die wahren Faktoren für Ihre Sicherheit sind. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die typischen „situativen Fallen“ vermeiden und die Reifen-Performance exakt an die Gegebenheiten Ihrer Heimat anpassen – sei es an der salzhaltigen Luft der Küste, im nasskalten Mittelgebirge oder im tief verschneiten Voralpenland.
Um Ihnen eine klare und strukturierte Orientierung zu bieten, gliedert sich dieser Ratgeber in spezifische Fragestellungen, die Sie direkt betreffen. Der folgende Überblick führt Sie durch die entscheidenden Aspekte der regionalen Reifenwahl und hilft Ihnen, die für Sie relevanten Informationen schnell zu finden.
Inhaltsverzeichnis: Wie Sie die richtige Reifenwahl für Ihr regionales Klima treffen
- Warum rutschen Sie mit Ganzjahresreifen bei 5 cm Neuschnee trotz M+S-Kennzeichnung?
- Wie erkennen Sie ob ein Winterreifen für alpine oder nur moderate Winterbedingungen geeignet ist?
- Ab welcher Wetterlage greift die situative Winterreifenpflicht und drohen 60 € Bußgeld?
- Warum werden Ihre Reifen an der Nordsee nach 4 Jahren porös obwohl nur 30.000 km gelaufen?
- 6 mm Profil aber 6 Jahre alt – sollten Sie vor dem Alpen-Winter trotzdem neue kaufen?
- Warum schaukelt Ihr SUV auf verschneiter Passstraße gefährlich auf?
- Warum verbrauchen Sie plötzlich 7,2 statt 6,9 Liter ohne Änderung der Fahrweise?
- Wie korrekter Reifendruck Ihnen 180 € Spritkosten pro Jahr spart
Warum rutschen Sie mit Ganzjahresreifen bei 5 cm Neuschnee trotz M+S-Kennzeichnung?
Das gefährliche Rutschen auf frisch gefallenem Schnee, obwohl Sie vermeintlich wintertaugliche Ganzjahresreifen fahren, ist ein klassisches Beispiel für eine situative Falle. Der Grund liegt in der veralteten M+S-Kennzeichnung und dem Kompromisscharakter von Allwetterreifen. Rechtlich entscheidend ist heute das Alpine-Symbol (Schneeflocke im Bergpiktogramm). Zwar dürfen vor 2018 hergestellte M+S-Reifen noch bis Ende September 2024 bei winterlichen Bedingungen gefahren werden, doch ihre Leistungsfähigkeit ist oft unzureichend. Seit dem 1. Oktober 2024 gelten nur noch Reifen mit Alpine-Symbol als wintertauglich für neu gekaufte Modelle, was die veraltete M+S-Norm endgültig ablöst.
Das Kernproblem von Ganzjahresreifen ist ihr breites, aber flaches Performance-Fenster. Sie sind darauf ausgelegt, bei einer Vielzahl von Bedingungen „irgendwie“ zu funktionieren, erreichen aber in keinem Bereich die Spitzenleistung eines Spezialisten. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und feuchtem Neuschnee (sogenanntem „Pappschnee“) verstopfen die feineren Lamellen vieler Ganzjahresreifen schnell. Der Reifen kann den Schnee nicht mehr effektiv verdrängen und verliert abrupt den Grip. Ein spezialisierter Winterreifen hingegen verfügt über tiefere, aggressivere Profilblöcke und eine weichere Gummimischung, die auch bei Kälte flexibel bleibt und sich mit dem Schnee „verzahnt“.
Ein ADAC-Test verdeutlicht diese Diskrepanz eindrücklich: Während einige Ganzjahresreifen auf trockener oder nasser Fahrbahn noch passabel abschneiden, zeigen sie bei Schnee massive Schwächen. So rollt ein Fahrzeug mit einem leistungsschwachen Reifen beim Nassbremsen aus 80 km/h noch mit 30 km/h weiter, wo das gleiche Fahrzeug mit einem Top-Reifen bereits steht. Dieser Unterschied kann über einen Unfall entscheiden und unterstreicht, warum ein Kompromiss bei winterlichen Bedingungen, insbesondere in schneereichen Regionen, ein hohes Risiko darstellt. Wer bei winterlichen Straßenverhältnissen einen Unfall mit ungeeigneten Reifen verursacht, riskiert zudem Leistungskürzungen bei der Kaskoversicherung wegen grober Fahrlässigkeit.
Wie erkennen Sie ob ein Winterreifen für alpine oder nur moderate Winterbedingungen geeignet ist?
Das Alpine-Symbol allein ist nur die Eintrittskarte in die Welt der Winterreifen; es garantiert jedoch nicht die Eignung für jede Art von Winter. Die entscheidende Frage ist, ob der Reifen für die Wetter-DNA Ihrer Region optimiert ist. Ein Reifen, der exzellent mit dem nasskalten, regenreichen Winter in Hamburg zurechtkommt, kann auf einer verschneiten Passstraße im Bayerischen Wald eine Gefahrenquelle sein. Die Unterschiede liegen im Profildesign und der Gummimischung.
Um den richtigen Reifen zu identifizieren, müssen Sie dessen Spezialisierung verstehen:
- Alpine Spezialisten: Diese Reifen zeichnen sich durch ein laufrichtungsgebundenes V-Profil mit tiefen Rillen und vielen Griffkanten aus. Sie sind darauf optimiert, große Mengen Schnee und Matsch zu verdrängen und maximalen Grip auf festgefahrenem Schnee aufzubauen. Ihre Gummimischung bleibt auch bei tiefsten Minusgraden weich und flexibel. Sie sind die erste Wahl für den Alpenraum und die höheren Lagen der Mittelgebirge.
- Nässe-Spezialisten: Für Küstenregionen und das norddeutsche Flachland, wo Regen, nasser Schnee und milde Temperaturen dominieren, ist die Nasshaftung entscheidend. Diese Reifen haben oft ein asymmetrisches Profil mit breiten Längsrillen, um Wasser schnell abzuleiten und Aquaplaning zu verhindern. Ein Blick auf das EU-Reifenlabel ist hier hilfreich: Eine Nasshaftungsklasse von „A“ oder „B“ ist ein starkes Indiz.
- Allrounder für moderate Bedingungen: Reifen für die gemäßigten Zonen und städtischen Gebiete bieten eine ausgewogene Performance. Sie kombinieren gute Nässeeigenschaften mit solidem Schneegrip, ohne in einer Disziplin extrem zu sein.
Die folgende Übersicht, basierend auf ADAC-Testergebnissen, zeigt beispielhaft, welche Reifentypen für welche deutsche Region empfohlen werden. Sie verdeutlicht, wie unterschiedlich die Anforderungen sind.

Diese Tabelle fasst die regionalen Anforderungen und passende Testsieger zusammen, die als Orientierung für die Auswahl dienen können. Wie die Analyse zeigt, sind die Unterschiede in der Performance je nach Region erheblich.
| Region | Empfohlene Reifeneigenschaften | Testsieger 2024 | Laufleistung |
|---|---|---|---|
| Alpenraum | Hohe Schneegriffigkeit, V-Profil | Goodyear UltraGrip Performance 3 | Note 2,0 |
| Nordseeküste | Hohe Nasshaftung (A/B), Salzresistenz | Dunlop Winter Sport 5 | Note 2,1 |
| Mittelgebirge | Ausgewogene Performance | Continental WinterContact TS 870 | Note 2,0 |
| Flachland/Städte | Niedriger Rollwiderstand | Michelin Alpin 6 | 53.200 km |
Ab welcher Wetterlage greift die situative Winterreifenpflicht und drohen 60 € Bußgeld?
Die oft zitierte „O-bis-O“-Regel ist eine reine Faustformel und hat keine rechtliche Bindung. In Deutschland gilt stattdessen die situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, Sie müssen nicht den ganzen Winter über mit Winterreifen fahren, aber zwingend dann, wenn die Straßenverhältnisse es erfordern. Ein Verstoß wird teuer: Wer bei winterlichen Bedingungen mit ungeeigneten Reifen erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 60 bis 120 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Wichtig hierbei: Seit 2017 wird nicht nur der Fahrer, sondern auch der Halter des Fahrzeugs mit 75 Euro und einem Punkt zur Verantwortung gezogen, wenn er die Fahrt zugelassen hat.
Doch wann genau sind die Straßenverhältnisse „winterlich“? Der Gesetzgeber definiert dies klar in der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO). Die Pflicht greift, sobald eine der folgenden Bedingungen vorliegt:
Winterreifen müssen genutzt werden, wenn ‚Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte‘ vorherrscht (§ 2 Absatz 3a StVO)
– Straßenverkehrs-Ordnung, zitiert nach Bussgeldkatalog.org
Diese Definition ist entscheidend. Es kommt nicht auf die Temperatur oder die Jahreszeit an, sondern ausschließlich auf den tatsächlichen Zustand der Fahrbahn. Selbst an einem sonnigen Januartag mit trockenen Straßen besteht keine Winterreifenpflicht. Umgekehrt kann Reifglätte bereits an einem klaren Novembermorgen auf Brücken oder in Waldstücken auftreten und die Pflicht auslösen. Besonders tückisch ist Schneematsch, da er die Aquaplaning-Gefahr drastisch erhöht und die Lenkfähigkeit stark einschränkt. Die Pflicht gilt übrigens nur für fahrende Fahrzeuge; ein mit Sommerreifen geparktes Auto stellt keinen Verstoß dar.
Noch gravierender sind die Folgen bei einem Unfall. Verursachen Sie mit Sommerreifen einen Unfall bei winterlichen Bedingungen, kann Ihre Kfz-Haftpflichtversicherung Sie mit bis zu 5.000 Euro in Regress nehmen. Die Kaskoversicherung kann die Übernahme des Schadens am eigenen Fahrzeug wegen grober Fahrlässigkeit sogar teilweise oder ganz verweigern. Die richtige Bereifung ist also nicht nur eine Frage der Bußgelder, sondern vor allem der finanziellen und persönlichen Absicherung.
Warum werden Ihre Reifen an der Nordsee nach 4 Jahren porös obwohl nur 30.000 km gelaufen?
An der Nord- oder Ostseeküste altert ein Reifen oft schneller, als seine Laufleistung vermuten lässt. Der Grund liegt in der aggressiven Wetter-DNA dieser Region: eine Kombination aus hoher UV-Strahlung, salzhaltiger Luft und starken Temperaturschwankungen. Diese Faktoren greifen die Gummimischung auf molekularer Ebene an, entziehen ihr die Weichmacher und lassen sie spröde und rissig werden. Die Laufleistung wird hier zu einem zweitrangigen Kriterium für die Sicherheit; das Alter und der Zustand des Materials sind entscheidend.
Die salzhaltige Gischt legt sich als feiner Film auf die Reifenflanken und wirkt wie ein Katalysator für den Alterungsprozess. In Verbindung mit der oft intensiven Sonneneinstrahlung (UV-Licht) wird die chemische Struktur des Gummis zersetzt. Es entstehen feine Haarrisse, die zunächst unsichtbar sind, aber die strukturelle Integrität des Reifens schwächen. Nach drei bis vier Jahren in einem solchen Klima kann die Gummimischung bereits so verhärtet sein, dass sie bei Nässe und kühlen Temperaturen deutlich an Grip verliert – selbst wenn das Profil noch tief ist. Der ADAC bestätigt, dass die Wintereigenschaften von Reifen generell nach sechs Jahren merklich nachlassen und sie spätestens nach acht Jahren ersetzt werden sollten. In Küstenregionen kann dieser Punkt deutlich früher erreicht sein.
Ein poröser Reifen ist nicht nur bei Nässe gefährlich. Die verhärtete Oberfläche kann sich nicht mehr optimal mit dem Asphalt verzahnen, was den Bremsweg verlängert. Zudem steigt das Risiko eines plötzlichen Reifenschadens, da die Risse bei Belastung, etwa in einer schnellen Kurve oder beim Überfahren eines Schlaglochs, schlagartig tiefer werden können. Deshalb ist in Küstenregionen eine regelmäßige und gründliche Sichtprüfung der Reifenflanken auf Risse und Versprödung unerlässlich. Eine gute Pflege kann diesen Prozess verlangsamen, aber nicht aufhalten.
Ihre Checkliste: Reifenpflege in Küstenregionen
- Regelmäßige Reinigung: Waschen Sie die Reifenflanken mindestens alle zwei Wochen mit klarem Wasser ab, um Salzablagerungen zu entfernen.
- UV-Schutz prüfen: Verwenden Sie spezielle Reifenpflegemittel mit UV-Schutz, die keine Silikone enthalten, da diese das Gummi langfristig austrocknen können.
- Sichtkontrolle durchführen: Überprüfen Sie die Reifenflanken monatlich auf feine Risse, Verfärbungen oder spröde Stellen, besonders im Bereich der Felgenkante.
- Korrekte Lagerung sicherstellen: Lagern Sie die nicht genutzten Saisonreifen in einem kühlen, trockenen und dunklen Raum, um die Einwirkung von UV-Licht und Ozon zu minimieren.
- Reifendruck anpassen: Kontrollieren Sie den Reifendruck alle 14 Tage bei kalten Reifen, da die salzhaltige Luft die Ventile angreifen und zu schleichendem Druckverlust führen kann.
6 mm Profil aber 6 Jahre alt – sollten Sie vor dem Alpen-Winter trotzdem neue kaufen?
Die klare Antwort lautet: Ja, sehr wahrscheinlich. Im alpinen Raum ist das Alter eines Winterreifens oft ein kritischeres Sicherheitsmerkmal als die reine Profiltiefe. Während 6 mm Profil auf dem Papier hervorragend erscheinen, unterliegt die Gummimischung-Physik einem unaufhaltsamen Alterungsprozess. Mit jedem Jahr verflüchtigen sich die Weichmacher, die dafür sorgen, dass der Reifen bei Minusgraden flexibel bleibt. Ein sechs Jahre alter Winterreifen kann bereits so verhärtet sein, dass seine Lamellen sich auf Eis und Schnee nicht mehr richtig mit der Fahrbahn verzahnen können. Er verhält sich dann eher wie ein Sommerreifen.
Diese Verhärtung hat dramatische Auswirkungen auf den Bremsweg. Aktuellen Testergebnissen zufolge kann sich der Bremsweg auf Schnee bei einem Altreifen im Vergleich zu einem neuen Modell um bis zu 10 Meter aus 50 km/h verlängern. Das ist mehr als zwei Fahrzeuglängen – eine Distanz, die über einen schweren Unfall entscheiden kann. Die tiefen Profile eines alten Reifens können zwar noch Schneematsch verdrängen, aber auf festgefahrenem Schnee oder eisglatter Fahrbahn fehlt der mikroskopische Grip, den nur eine weiche, flexible Gummimischung bieten kann.
Die folgende Abbildung visualisiert den Unterschied zwischen einer neuen, flexiblen Gummioberfläche und einem gealterten, rissigen Reifen, dessen Material seine Elastizität verloren hat.

Der ADAC rät unmissverständlich, dass Winterreifen spätestens nach acht Jahren ersetzt werden sollten, empfiehlt aber, bereits ab einem Alter von sechs Jahren besonders wachsam zu sein und über einen Austausch nachzudenken. Für Fahrer, die regelmäßig in den Alpen oder in den Hochlagen der Mittelgebirge unterwegs sind, sollte diese Empfehlung als strikte Regel gelten. Ein scheinbar guter Reifen mit tiefem Profil kann eine gefährliche Illusion von Sicherheit schaffen, wenn das Material seine entscheidenden Wintereigenschaften längst verloren hat.
Warum schaukelt Ihr SUV auf verschneiter Passstraße gefährlich auf?
Ein SUV vermittelt durch seine hohe Sitzposition und Masse oft ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Doch gerade auf kurvigen, verschneiten Passstraßen kann diese Eigenschaft zum Verhängnis werden. Das gefährliche Aufschaukeln entsteht durch die Kombination aus einem hohen Fahrzeugschwerpunkt und ungeeigneten Reifen. Wenn die Seitenwände der Reifen in Kurven oder bei schnellen Lenkmanövern zu stark nachgeben, gerät der schwere Fahrzeugaufbau ins Schwanken. Dieses Phänomen wird durch Standard-Winterreifen, die nicht für die hohen Lasten und den Schwerpunkt eines SUVs ausgelegt sind, verstärkt.
Die Lösung liegt in der Verwendung von speziellen SUV-Winterreifen oder Reifen mit XL-Kennzeichnung (Extra Load) bzw. „Reinforced“. Diese Reifen verfügen über eine verstärkte Karkasse, also einen stabileren Unterbau, und deutlich steifere Seitenwände. Diese Konstruktion verhindert, dass der Reifen unter der Last des SUVs seitlich „wegknickt“. Das Ergebnis ist eine spürbar höhere Lenkpräzision und Fahrstabilität, besonders in den anspruchsvollen Bedingungen einer Passstraße.
ADAC-Test: Die Bedeutung SUV-spezifischer Reifen
Im Winterreifentest für die gängige SUV-Dimension 215/55 R17 V hat der ADAC die Bedeutung spezialisierter Reifen hervorgehoben. Modelle wie der Goodyear UltraGrip Performance 3 und der Dunlop Winter Sport 5 wurden explizit für ihre Eignung für SUVs gelobt. Ihre Konstruktion mit verstärkten Karkassen bietet die nötige Stabilität, um dem höheren Gewicht und Schwerpunkt entgegenzuwirken und so ein Aufschaukeln auf winterlichen Straßen zu minimieren, was die Fahrsicherheit signifikant erhöht.
Die folgende Tabelle stellt die zentralen Unterschiede zwischen einem Standardreifen und einem XL-Reifen gegenüber und verdeutlicht, warum die verstärkte Variante für die meisten SUVs die sicherere Wahl ist.
| Eigenschaft | Standard-Reifen | XL/Reinforced-Reifen |
|---|---|---|
| Tragfähigkeitsindex | Standard | Erhöht |
| Seitenwandstabilität | Normal | Verstärkt |
| Eignung für SUV | Begrenzt | Optimal |
| Lenkpräzision auf Passstraßen | Eingeschränkt | Hoch |
| Preis | Standard | +10-15% |
Warum verbrauchen Sie plötzlich 7,2 statt 6,9 Liter ohne Änderung der Fahrweise?
Ein Anstieg des Kraftstoffverbrauchs im Winter um 0,3 bis 0,5 Liter pro 100 Kilometer ist ein normales Phänomen, das auf eine Kombination aus physikalischen und technischen Faktoren zurückzuführen ist. Der Hauptgrund liegt in den Eigenschaften Ihrer Winterreifen. Die weichere Gummimischung, die für den Grip bei Kälte unerlässlich ist, hat einen höheren Rollwiderstand als die härtere Mischung von Sommerreifen. Der Reifen verformt sich beim Abrollen stärker, was mehr Energie – und damit mehr Kraftstoff – erfordert, um das Fahrzeug in Bewegung zu halten.
Neben dem Rollwiderstand gibt es weitere Faktoren, die den Winterverbrauch in die Höhe treiben:
- Längere Kaltstartphase: Bei niedrigen Temperaturen benötigt der Motor deutlich länger, um seine optimale Betriebstemperatur zu erreichen. In dieser Phase läuft er mit einem fetteren Kraftstoff-Luft-Gemisch, was den Verbrauch erhöht.
- Elektrische Verbraucher: Heizung, Sitzheizung, Heckscheibenheizung und Licht werden im Winter häufiger und intensiver genutzt. Die dafür benötigte Energie erzeugt die Lichtmaschine, die wiederum vom Motor angetrieben wird, was den Spritverbrauch steigert.
- Erhöhter Luftwiderstand: Kalte Luft hat eine höhere Dichte als warme Luft. Das Fahrzeug muss also mehr Widerstand überwinden, was besonders bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn ins Gewicht fällt.
Auch wenn ein gewisser Mehrverbrauch unvermeidbar ist, können Sie ihn beeinflussen. Beim Reifenkauf lohnt sich ein Blick auf das EU-Reifenlabel. Die Kraftstoffeffizienz wird dort auf einer Skala von A (sehr gut) bis E (schlecht) bewertet. Der Unterschied zwischen zwei Klassen entspricht bereits einem Mehrverbrauch von etwa 0,1 Litern pro 100 km. Die Wahl eines rollwiderstandsoptimierten Winterreifens kann sich über die gesamte Saison finanziell bemerkbar machen, ohne dass Sie Kompromisse bei der Sicherheit eingehen müssen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die geografische Region und ihr spezifisches Mikroklima sind für die Reifensicherheit entscheidender als die pauschale „O-bis-O“-Regel.
- Das Alter eines Reifens kann in bestimmten Klimazonen (z.B. an der Küste oder in den Alpen) ein wichtigeres Sicherheitskriterium sein als die verbleibende Profiltiefe.
- Schwere Fahrzeuge wie SUVs benötigen aufgrund ihres hohen Schwerpunkts speziell verstärkte Winterreifen (XL-Kennzeichnung), um auf kurvigen Straßen stabil zu bleiben.
Wie korrekter Reifendruck Ihnen 180 € Spritkosten pro Jahr spart
Der richtige Reifendruck ist der am häufigsten unterschätzte Faktor für Sicherheit und Effizienz, besonders im Winter. Ein zu niedriger Druck führt nicht nur zu einem schwammigen Fahrverhalten und erhöhtem Verschleiß, sondern kostet auch bares Geld. Bereits 0,5 bar zu wenig Druck erhöhen den Rollwiderstand so stark, dass der Kraftstoffverbrauch um bis zu 5 % ansteigt. Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 15.000 km pro Jahr kann dies laut Berechnungen zu jährlichen Mehrkosten von bis zu 180 € führen.
Im Winter kommt ein entscheidender physikalischer Effekt hinzu: Kälte lässt den Reifendruck sinken. Als Faustregel gilt, dass die Temperatur pro 10°C Abfall den Druck im Reifen um etwa 0,1 bar reduziert. Füllen Sie Ihre Reifen also bei 20°C in einer Garage auf den korrekten Wert und fahren dann bei 0°C Außentemperatur, haben Sie bereits 0,2 bar zu wenig Druck. Aus diesem Grund empfiehlt der ADAC explizit, den vom Hersteller angegebenen Reifendruck im Winter um 0,2 bar zu erhöhen, um diesen Temperaturabfall zu kompensieren. Diese Anpassung stellt sicher, dass der Reifen auch bei Minusgraden seine optimale Form und Aufstandsfläche behält.
Die Messung muss immer am kalten Reifen erfolgen, da sich die Luft im Reifen während der Fahrt erwärmt und ausdehnt, was das Messergebnis verfälscht. Fahren Sie also maximal wenige Kilometer zur nächsten Tankstelle oder prüfen Sie den Druck idealerweise morgens vor der ersten Fahrt.

Ein korrekter Reifendruck sorgt nicht nur für einen geringeren Verbrauch, sondern auch für einen kürzeren Bremsweg, eine bessere Traktion auf Schnee und eine präzisere Lenkung. Diese einfache und kostenlose Maßnahme ist eine der effektivsten Methoden, um die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit Ihres Fahrzeugs im Winter sofort zu verbessern.
Nachdem Sie nun die entscheidenden Faktoren für Ihre Reifensicherheit kennen, ist es an der Zeit, Ihr Wissen anzuwenden. Prüfen Sie Ihre aktuellen Reifen: Entsprechen sie wirklich der Wetter-DNA Ihrer Region, oder verlassen Sie sich nur auf ein gültiges Produktionsdatum und eine allgemeine Regel? Eine bewusste Entscheidung auf Basis dieser Kriterien ist der wichtigste Schritt zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
Häufig gestellte Fragen zur Winterreifenpflicht in Deutschland
Gilt die Winterreifenpflicht auch für parkende Fahrzeuge?
Nein, die Strafe bei einem Verstoß gegen die Winterreifenpflicht droht nur dann, wenn das Auto auch tatsächlich gefahren wird. Bei parkenden Fahrzeugen mit Sommerreifen haben Autobesitzer nichts zu befürchten.
Was passiert mit meiner Versicherung bei einem Unfall?
Die Kfz-Haftpflichtversicherung übernimmt grundsätzlich die Kosten für den Schaden des Unfallgegners, kann den Versicherten jedoch mit bis zu 5.000 Euro in Regress nehmen. Schäden am eigenen Fahrzeug, die normalerweise durch die Kaskoversicherung abgedeckt sind, werden möglicherweise nur zum Teil oder gar nicht übernommen, wenn grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen wird.
Wer wird bestraft – Fahrer oder Halter?
Seit einer Gesetzesänderung im Juni 2017 haften beide. Der Fahrer erhält ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Zusätzlich wird auch für den Fahrzeughalter ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro fällig, wenn er zugelassen hat, dass sein Fahrzeug bei Schnee oder Glatteis ohne Winterreifen unterwegs ist. Auch der Halter erhält einen Punkt in Flensburg.